Oft passiert es beim Skifahren, manchmal auch beim Fußball oder im Haushalt. Wer unglücklich stürzt und sich dabei gleichzeitig das Kniegelenk verrenkt, zieht sich mitunter einen sogenannten Schienbeinkopfbruch zu. Ein solcher Bruch, der medizinisch „Tibiakopffraktur“ genannt wird, zählt zu den häufigsten knöchernen Verletzungen des Knies.
Die typischen Symptome sind stark stechende Schmerzen und Schwellungen, wodurch das Knie immobilisiert wird, das heißt, sich nicht mehr bewegen lässt. Frauen nach der Menopause sind häufiger von Osteoporose betroffen, also einer Abnahme der Knochendichte. Das macht dann auch Frauen mit zunehmendem Alter statistisch häufiger zu Betroffenen als Männer. In der Hessing Klinik für Unfallchirurgie werden mehr als 60 dieser Fälle pro Jahr operiert, also ein bis zwei Fälle pro Woche.
Die meisten Menschen mit einer solch schweren Verletzung kommen über die Notaufnahme zu Hessing, da sie nur noch unter Schmerzen gehen können und zudem meist gestützt werden müssen. Neben einer fokussierten körperlichen Untersuchung wird im Rahmen der Notfalldiagnostik eine röntgenologische Untersuchung des Knies vorgenommen, um zunächst einen solchen Schienbeinkopfbruch überhaupt diagnostizieren zu können. Die klinische und röntgenologische Diagnostik schafft die Basis für einen genaueren Überblick mit Hilfe entweder einer Computertomographie oder einer Kernspintomographie, oder beidem – schließlich ist eine Tibiakopffraktur alles andere als eine harmlose Verletzung und das Auftreten von Begleitverletzungen (Meniskus, Kollateral/Kreuzbänder) leider häufig.
Jede Fraktur hat ihre "Persönlichkeit"
Während die Computertomographie nähere Informationen zum knöchernen Verletzungsausmaß gibt, liefert die Kernspintomographie weitere Erkenntnisse zu den Schäden an Knorpel, Sehnen und Bändern. Jede Fraktur hat ihre eigene „Persönlichkeit“, das heißt jeder Bruch ist individuell. Er kann vom leichten Riss im Knochen bis zum komplexen Trümmerbruch reichen, bei dem der Tibiakopf in viele kleine Teile zerbrochen ist und das umgebende Weichteilgewebe stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Ohne Operation geht es meistens nicht
Bei der Behandlung ist eine Operation meist unausweichlich. Dabei werden Platten aus Titan oder Stahl eingesetzt und mit Schrauben an den Knochen angepasst. Die Platten sollen die zerstörte Knochenstruktur sowohl stützen als auch ein Wiederzusammenwachsen ermöglichen, um damit die zerstörte Gelenkfläche wiederherzustellen. Zusätzlich können bei Vorliegen von begleitenden Band- und/oder Meniskusverletzungen weiterführende operative Massnahmen in der selben operativen Sitzung (z.B. Arthroskopie, Meniskusnaht etc.) notwendig werden.
Je nach Komplexität des Bruches kann dieser Eingriff zwischen ein und vier Stunden dauern. Auch wenn man in der Hessing Klinik für Unfallchirurgie in dieser Art von operativen Eingriffen sehr geübt ist, werden sie ausschließlich vom Chefarzt oder einem Oberarzt durchgeführt. Mit der Operation ist in der Regel ein stationärer Aufenthalt zwischen 5 und 14 Tagen verbunden.
Die Dauer des anschließenden Heilungsprozesses hängt von vielen Faktoren ab. Dazu zählen einerseits die Komplexität des Bruches und andererseits die persönliche Grundkonstitution. Je nach Alter und Gesundheitszustand kann die Nachbehandlungszeit zwischen sechs Wochen und einem halben Jahr dauern. Ob und wann die Implantate später wieder operativ entfernt werden, wird nach Ausheilung des Bruches individuell entschieden.
DR. MED. OLIVER HERRMANN
CHEFARZT HESSING KLINIK FÜR UNFALLCHIRURGIE