Schulterschmerzen sind einer der häufigsten Gründe für den Besuch beim Orthopäden. Die Schmerzen können durch Probleme im Schultergelenk oder den umgebenden Weichteilen verursacht werden. Typische Ursachen sind Verletzungen der Sehnen, Schulterkalk oder Arthrose. Je nach Schweregrad und Ursache können unterschiedliche Therapien helfen.
Verletzungen der Sehnen in der Schulter, wie der Rotatorenmanschette oder der langen Bizepssehne können Schmerzen, Muskelschwäche und Bewegungseinschränkungen verursachen. Diese Verletzungen sind entweder durch degenerative oder traumatische Veränderungen hervorgerufen. Eine Erstbehandlung kann konservativ mittels entzündungshemmender Medikamente erfolgen und sollte immer mit Physiotherapie unterstützt werden, welche die Muskelkräftigung im Fokus hat. Bei anhaltenden Schmerzen wird empfohlen, das geschädigte Gewebe möglichst minimalinvasiv zu reparieren, eventuell ist allerdings auch ein Implantateinsatz erforderlich. Die Indikationsstellung für eine Operation erfolgt bei traumatischen Verletzungen oft erst einige Wochen später.
Behandlung variiert nach Ursache und Schweregrad
Eine verkalkte Sehnenentzündung (Schulterkalk) tritt auf, wenn sich Kalziumablagerungen in den Sehnen der Rotatorenmanschette bilden, was zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann. Die Erstbehandlung umfasst Maßnahmen, die denen der Rotatorenmanschettenverletzung ähneln, mit zusätzlichen Therapien, wie Cortison (Tabletten oder Injektionen) und Stoßwellentherapie. Eine Operation wird nur in Betracht gezogen, wenn die Schmerzen nach mehreren Monaten anhalten, wobei die Möglichkeit besteht, die Kalziumablagerungen chirurgisch zu entfernen.
Arthrose, gekennzeichnet durch den Verschleiß und die Entzündung des Gelenks, kann Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Knirschen verursachen. Sie kann durch verschiedene Faktoren, wie Überlastung, genetische Veranlagung, rheumatische Erkrankungen oder frühere Frakturen im Gelenk verursacht werden. Die Erstbehandlung ist konservativ und umfasst Übungen zur Stärkung der Muskulatur, Anpassungen des Lebensstils und entzündungshemmende Medikamente. Cortisoninjektionen können eine Option sein, obwohl ihr Einsatz vermieden werden sollte, wenn möglich.
In Fällen, in denen die Schmerzen anhalten und das tägliche Leben der Patientin oder des Patienten beeinträchtigen, kann ein Gelenkersatz notwendig sein, um Schmerzen zu lindern und die Funktion der Schulter wiederherzustellen. Es gibt im Wesentlichen zwei Modelle von Schulterprothesen: die anatomische Prothese oder die inverse Prothese. Die inverse Prothese eignet sich für ältere Patientinnen und Patienten mit Verletzungen oder Degeneration der Rotatorenmanschette. Die anatomische Schulterprothese wird heutzutage für Personen mit Arthrose ohne Rotatorenmanschettenläsion im Alter zwischen 50 und 60 Jahren empfohlen. Bei der Gelenkersatzoperation werden verschiedene Implantate aus Metall und Polyethylen verwendet. Die Arthroskopie hat nur wenige Anwendungen bei Arthrose.
Zusammenfassend variiert die Behandlung von Schulterschmerzen je nach Ursache und Schweregrad der Erkrankung. Vom konservativen Ansatz bis hin zu chirurgischen Eingriffen ist das Ziel, Schmerzen zu lindern und die Funktion zu verbessern, um die Lebensqualität des Patienten zu verbessern.
Jean Michel Hovsepian
Klinik für Sportorthopädie, Arthroskopische Chirurgie und Schulterchirurgie